News vom 8. Mai 2023:
Wir schauen auf ein bewegtes und anstrengendes Jahr 2022 zurück. Mit viel Engagement konnte RESQSHIP so vielen Menschen auf dem Wasser beistehen wie nie zuvor. Man könnte sagen: anstrengend, aber erfolgreich. Doch was bedeutet „erfolgreich“? Betrachtet man die Entwicklung der Fluchtbewegung über das Mittelmeer Richtung Europa, so relativiert sich dieses Wort. Die Zahl derer, die Nordafrika Richtung Italien verlassen, steigt stetig. Und nicht nur diese. Jedes Jahr gibt es eine neue Rekordmeldung über die Anzahl der Menschen, die ihre Heimat verlassen, weil sie müssen. Die Gründe dafür sind vielfältig und nicht selten durch unser Handeln in den wohlhabenden Regionen dieser Welt bedingt. Klimaveränderung, Umgang mit Krisenherden und rein wirtschaftliches Handeln starker Industrienationen sind nur einige Ursachen, die dazu beitragen, dass es für viele Menschen in ihrer Heimat unerträglich wird. Wer von uns würde sich nicht auf den Weg machen, wenn er unter ähnlichen Umständen leben müsste?
Würden wir also von einem erfolgreichen Jahr für den Verein sprechen, wäre dies doch recht makaber. Denn Erfolg wäre, dass Organisationen wie RESQSHIP nicht mehr benötigt würden. Doch davon sind wir weit entfernt – gefühlt weiter denn je! Denn wie schon in der nun für beendet erklärten Pandemie als auch in vielen anderen Situationen sieht man, dass nur wenige sich einer länderübergreifenden sozialen Verantwortung annehmen.
Dabei ist es wie bei der Klimakrise: Es gibt für uns nur diese eine Welt. Wir alle sind für sie verantwortlich. Krisen, ob Klima oder Flucht, sind kein Problem anderer Leute. Die Ausmaße sind mittlerweile so groß, dass sie nur durch eine globale Anstrengung bekämpft werden können. Weder das Klima noch die 100 Millionen Menschen auf der Flucht lassen sich mittelfristig durch Grenzen aufhalten. Globale Verantwortung ist gefragt. Jeder Einzelne muss seinen Beitrag leisten. Dies erfordert ein Umdenken in unseren Köpfen, ein Umdenken, was das Wort „erfolgreich“ bedeutet. Das Wohlergehen Einzelner darf nicht länger unser Ziel sein. Nur wenn wir den Blick auf das Gesamte richten, können wir bestehen, können wir erfolgreich sein.
Solange dies jedoch nicht mehrheitlich so gesehen wird, machen wir weiter mit dem, was wir als Verein jetzt beitragen können: nahe bei den Menschen sein, die unsere Unterstützung benötigen. Euch, liebe Freunde der zivilen Seenotrettung, möchten wir um Beistand bitten – durch euren Beitrag zum Umdenken und um Unterstützung unserer Arbeit auf dem zentralen Mittelmeer.