Pressemitteilung vom 24. August 2021:
Am Sonntagabend gegen 19:30 Uhr stieß die Crew der Nadir bei ihrer Beobachtungsmission im Mittelmeer auf ein Holzboot mit 22 Menschen in Seenot. An Bord waren drei Frauen, neun Kinder im Alter von zwei Monaten bis 13 Jahre und zehn Männer. Die Menschen waren zwei Tage zuvor von Libyen aufgebrochen, der Kraftstoff war ausgegangen und sie trieben antriebslos in der maltesischen SAR-Zone. Die Besatzung der Nadir übernahm die Erstversorgung und alarmierte die Seenotrettungsleitstellen in Malta und Italien. Erst am Montagmorgen kam ein Boot der italienischen Küstenwache, um die Menschen in einen sicheren Hafen zu bringen.
Entdeckt wurde das Boot von Moonbird, einem Aufklärungsflugzeug von Sea-Watch, am Sonntagmittag in der maltesischen SAR-Zone. Die Crew der Nadir nahm Kurs auf die gemeldete Position und fand das manövrierunfähige Holzboot am Abend kurz vor Einbruch der Dunkelheit. Sie versorgte die Menschen mit Rettungswesten, Wasser und Essen und sendete einen Notruf an MRCC Malta und MRCC Rom mit der Bitte um Unterstützung.
Die Menschen an Bord des Holzbootes waren stark dehydriert und unterkühlt, insbesondere der Zustand des zwei Monate alten Babys und seiner Mutter war bedrohlich. Letztere wurde immer wieder ohnmächtig. Deshalb hat die Crew der Nadir die Frauen und Kinder in der Nacht an Bord genommen, um sie medizinisch zu untersuchen und zu versorgen. Die Kontaktaufnahme zu den zuständigen Behörden war mitunter schwierig. Obwohl sich der Seenotfall in der maltesischen SAR-Zone ereignete, kam keine Unterstützung aus Malta. Erst in den Morgenstunden kam Hilfe von der italienischen Küstenwache. Sie evakuierten zunächst die Männer von dem Holzboot und übernahmen dann die Frauen und Kinder von der Nadir.
Lange, schlaflose Nacht für die Crew
Für die Besatzung der Nadir war es eine anstrengende und schlaflose Nacht: „Insgesamt waren wir 13 Stunden bei den Menschen und versuchten die zuständigen Behörden zu kontaktieren. Wir waren froh, als wir endlich die Nachricht bekamen, dass Italien ein Schnellboot von Lampedusa schicken würde. Und wir sind der italienischen Küstenwache sehr dankbar für ihre Unterstützung“, berichtet Crew-Mitglied Adriana Lamar Finkel.
Die Nadir ist seit dem 17. August auf ihrer vierten Beobachtungsmission dieses Jahr im Mittelmeer unterwegs und hat in den Tagen, bevor sie das Boot mit den 22 Menschen fand, bereits über Funk einen illegalen Pushback nach Libyen mitgehört und sieben leere Holzboote gesichtet. „Zurzeit sind wir alleine da draußen, kein Rettungsschiff der anderen NGOs ist da, um Menschen in Seenot aufzunehmen. Deshalb sind wir umso mehr auf die Zusammenarbeit mit den Küstenwachen angewiesen“, sagt Friedrich Reich, Kapitän der Nadir.
Der 19 Meter lange Motorsegler von RESQSHIP ist kein Rettungsschiff, doch er ist für die Erstversorgung von Menschen in Seenot ausgestattet. Außerdem kann die Besatzung anderen Schiffen bei Rettungseinsätzen helfen, wie während der vorigen Mission, als Anfang August die Nadir zusammen mit der Sea Watch 3 und Ocean Viking in einer fünfstündigen Rettungsaktion fast 400 Menschen von einem maßlos überfüllten Holzboot bergen konnte.
Bildnachweis: Adriana Lamar Finkel/ RESQSHIP