News vom 19. Juli 2023:
Ununterbrochene Hilfeleistung auf dem Mittelmeer: RESQSHIP rettet zahlreiche Boote aus Seenot
Am gestrigen Dienstag assistierte das Segelschiff Nadir der deutschen Organisation RESQSHIP insgesamt 341 Menschen in Seenot. 138 Menschen wurden von der Nadir an Bord genommen. In Zusammenarbeit mit der Küstenwache konnten alle Menschen sicher in Lampedusa an Land gehen.
Am Dienstagmorgen gegen 6 Uhr fand die Nadir das erste manövrierunfähige Boot in Seenot in der maltesischen Such und Rettungszone (SAR). Ab dann folgte ein Seenotfall nach dem anderen – die folgenden Stunden fand die Nadir zahlreiche weitere Boote. In Zusammenarbeit mit der italienischen Küstenwache und dem Aufklärungsflugzeug Colibri von Pilotes Volontaires unterstützte die Crew mehrere hundert Geflüchtete, immer wieder tauchten neue seeuntaugliche Boote am Horizont auf. Gegen Abend stieg die Zahl auf 138 Menschen an Bord der Nadir. Zeitgleich assistierte die Besatzung weiteren 140 Menschen, die sich auf vier Booten und von der Crew zu Wasser gelassenen Liferafts um die Nadir versammelten. Gegen 22 Uhr evakuierte die italienische Küstenwache die Boote und entlastete die Nadir um 20 Schutzsuchende. In der Nacht zum Mittwoch machte sich das deutsche Segelschiff mit siebenköpfiger Crew und 119 Gästen an Bord auf den Weg in Richtung Lampedusa. Am frühen Mittwochmorgen konnten dort alle Fliehenden sicher an Land gehen.
Fast alle Boote waren von Tunesien aus gestartet. Die gewaltvolle Eskalation gegenüber Schwarzen Menschen im Land zwinget momentan immer mehr von ihnen auf die gefährliche Fluchtroute über das Mittelmeer. „Die Menschen, die wir antreffen, leiden unter der rassistischen Gewalt in Tunesien. Aus Panik setzen sie sich in die Boote“, so Aram Ali, Crewmitglied auf der Nadir. Mit Blick auf das kürzlich abgeschlossene Migrationsabkommen zwischen der EU und Tunesien erklärt er: „Mehr Grenzschutz wird dieses Leid nur verstärken, das sehen wir doch seit Jahren am Beispiel von Libyen. Die EU beweist hier mal wieder, dass ihr nichts am Wohl der Menschen liegt, sondern allein an der Abschottung nach außen. Tunesien wird dadurch nur ein weiterer Türsteher der EU.“
Die Nadir konnte in den vergangenen fünf Tagen insgesamt über 680 Menschen in Seenot unterstützen. Bereits zum dritten Mal lief sie mit Menschen an Bord in Lampedusa ein. Die Situation auf dem Mittelmeer bleibt chaotisch, die italienische Küstenwache befindet sich Tag und Nacht im Dauereinsatz. Doch das italienische Dekret erschwert die Arbeit der zivilen Rettungsschiffe enorm und schafft ein noch größeres Rettungsvakuum, weshalb die Nadir seit diesem Jahr zunehmend auf sich alleine gestellt ist.
Foto: RESQSHIP/David Lohmüller
Foto: RESQSHIP/David Lohmüller