Es war ein Schock: Am 8. Juni wurde unser Segelschiff NADIR von den italienischen Behörden für 20 Tage in Lampedusa festgesetzt – belegbar unrechtmäßig.
Die Crew hatte zuvor 112 Menschen aus Seenot evakuiert und mit ausdrücklicher Erlaubnis der italienischen Küstenwache nach Lampedusa gebracht. Auf die sichere Ankunft folgte die Festsetzung, fußend auf haltlosen Anschuldigungen. Zum ersten Mal trifft uns eine derartig willkürliche Repressalie. Die Verordnung stellt einen bedeutenden Einschnitt in unsere Arbeit im Mittelmeer dar: Unser Einsatz wurde zum Stillstand gezwungen, während täglich Notrufe abgesetzt werden und zum Teil unbeantwortet bleiben – eine unerträgliche Situation! Details zur Festsetzung der NADIR kannst Du in unserer Pressemitteilung nachlesen.
Eigentlich wollten wir diesen Juni-Newsletter unserem achtjährigem Vereinsbestehen seit der Gründung im Jahr 2017 widmen. Die erstmalige Festsetzung der NADIR verdeutlicht jedoch, dass sich die politische Repression und Kriminalisierung der zivilen Seenotrettungsflotte im Mittelmeer ausweitet. Statt unser Jubiläum zu feiern, nehmen wir dies zum Anlass, unsere Kräfte für die Unterstützung des Rechts auf Bewegungsfreiheit zu bündeln: Wie zu Zeiten der Vereinsgründung sehen wir nach wie vor die Notwendigkeit, aktive Nothilfe für Menschen in Seenot zu leisten, Aufmerksamkeit für die Situation auf der Fluchtroute Mittelmeer zu schaffen und Menschenrechtsverletzungen zu dokumentieren.

Wie geht es jetzt weiter?
Wir prüfen bereits rechtliche Schritte. Auf Anordnung der italienischen Behörden musste die NADIR inzwischen von Lampedusa nach Sizilien auslaufen, um dort die Festsetzung abzuwarten. Unsere nächste Crew wird deshalb von dort starten. Allein dieser gezwungenermaßen veränderte Ablauf unserer Einsätze und beispielsweise die damit verbundenen erhöhten Liegeplatzkosten, Reisekosten, sowie das ausstehende Bußgeld zwischen 2.000 und 10.000 € lassen uns finanzielle Herausforderungen erwarten.
Es ist keine Floskel, wenn wir sagen müssen: Gerade jetzt sind wir auf Unterstützung angewiesen. Gerade jetzt hilft jede Spende, unseren operativen und politischen Einsatz gegen die Kriminalisierung unserer Arbeit und für das Überleben von Menschen auf der Flucht aufrechtzuerhalten.
Mit solidarischen Grüßen
Nico und Merle | RESQSHIP e. V. Fundraising und Öffentlichkeitsarbeit

|
|